Thursday, September 13, 2007

Eine Erinnerung

In meinem Leben mag ich Liebesgeschichten nicht besonders. Vielleicht weil solche allzu idealen Figuren nie im realen Leben erscheinen. Oder weil ich Der Traum der roten Kammer zu gerne lese - wahrscheinlich denke ich deshalb, dass kaum eine Liebesgeschichte noch schöner und bewegter als die Liebe zwischen Baoyu und Daiyu ist. Aber ein Mal habe ich eine Liebesgeschichte über zwei Figuren in einem Wuxia-Roman im Internet gelesen. (Die zwei Figuren sind nur kleine Rollen im ursprünglichen Roman. Die neue Liebesgeschichte ist sozusagen nur ein aus Abschnitten des Originals neu zusammengesetztes Werk von anderen.) Ab und zu war ich sogar ein bisschen bewegt, während ich sie las – wieso denn, fragte ich mich und überlegt lange – nur weil ich diese zwei Figuren schon damals so gerne mochte, auch wenn sie nur so unwichtig im Roman sind.

Normalerweise mag ich Wuxia-Romane auch nicht besonders. Aber deren Fernsehserien schaute ich früher schon oft - in den Ferien. Das Leben war einfach anders in China als hier. Auf jeden Fall waren manche Wuxia-Fernsehserien eine gute Unterhaltung für mich in den langweiligen Ferien (denk nicht, dass ich nur Fernsehen guckte, aber Schreiben, Lesen und Fernsehen sind schon die drei wichtigste Dinge in meiner Jugendzeit). Durch solche Fernsehserien habe ich die Wuxia-Bücher kennen gelernt. Die Fans, die Wuxia-Romane von Jin Yong mögen oder lieben, werden sicher unzufrieden mit meiner Einstellung sein, weil die Figuren nie so gut dargestellt werden können wie im Roman, oder der Drehbuch-Schreiber den Inhalt des Romans einfach zu viel veränderte. Ich gebe zu, es stimmt schon. Aber eine Ausnahme ist für mich eine Figur in den Serien The Heaven Sword and Dragon Saber im Jahr 2000 von TVB (Hongkong).

Diese Figur ist Yin Liting.

Der Yin Liting, den ich mag, ist nicht nur der schüchterte Junge am Anfang, nicht nur das die Liebe nie vergessende, aber nur Pech gehabte Liebesopfer, nicht nur der tief verletzte weinende, traurige Mann, der 20 Jahre nach dem Tod seiner Geliebten schließlich erfahren musste, dass sie ihn nie geliebt hatte und mit einem anderen Mann (der besser aussehend und charmanter war als er) eine Tochter hatte. Auch nicht nur der nach seiner Lähmung hilflose und traurige, aber immer noch gute und niemanden hassende Mensch. Ich mag ihn gerade so, wie er in der Serie dargestellt wurde. Wegen dieser Figur habe ich mir den unbekannten Schauspieler von TVB gemerkt. Denn bis jetzt hat kein anderer Schauspieler diese Figur so komplett und so gut dargestellt. Bis jetzt. Oder vielleicht nie.

Wie soll er dann sein?

Er braucht nicht auffällig gut aussehend (shuai) zu sein. Allerdings kann man ihn lange betrachten. Manchmal wird man auch wirklich finden, dass er nicht schlecht aussieht. Er braucht nicht charmant und großartig zu sein, aber er muss ruhig, gebildet und feinsinnig sein. Wichtiger ist, dass man seine einfache Tugend, seine Güte und Ehrlichkeit empfinden kann. Natürlich sind dies die guten Eigenschaften von ihm – lebenslang. Das harte Leben verändert schnell seine Schüchternheit, sein schnell errötendes Gesicht. Jedoch werden seine Tugend und sein Großmut nie verschwinden.

Diesen Punkt hat der Schauspieler sehr gut gezeigt.

Manche Leute sagen, dass dieser Mann einfach schwach sei. Ein schwacher Mann könne in dieser grausamen Welt keinen Existenzraum finden. Sie haben aber die verstreckte Tapferkeit dieses Mannes nicht bemerkt. Nach dem Tod seiner Geliebten wählte er es, seine Fechtkunst stetig zu verbessern; eben nicht in seiner Trauer zu versinken oder die Auseinandersetzung mit der Welt zu vermeiden. Nachdem die Feinde alle seine Gelenke gebrochen hatten, macht er nicht einfach seine Augen zu und wartete auf den Tod, sondern tötete die Adler, die ihn verletzen wollten, mit Kieselsteinen, die er aus dem Mund schleuderte. Sogar als er ganz verzweifelt war, klagte er nicht; stattdessen versuchte er, seine Trauer still zu ertragen. Nur im Schlaf und wenn er fast bewusstlos war, zeigte er seine Trauer ein bisschen offener. Das ist echte Tapferkeit. Deswegen bewegte diese Trauer Yang Buhui.

... (morgen weiter)

Manche sagen, dass er nur so tut, als ob er so ein "Chiqing" [unerwidert Liebender, z.B. ich, der ich Mücke immer liebe, aber nichts zurückbekomme] wäre. Ich fand es aber traurig, dass er am Anfang sein Herz nicht öffnen und keine andere Liebe akzeptieren wollte. Die Männer auf der Welt sind meistens sowieso schlimm, ist es eben nicht zu grausam?! Dass so ein reiner, scheinbar "unreifer" Mann lebenslang keine echte Liebe bekommen darf oder kann? Zum Glück hat der Himmel ihm Yang gegeben. Yang ist ebenfalls eine Figur, die ich sehr schätze. Die Schauspielerin, die diese Rolle spielt, gefällt mir auch gut. Obwohl sie nicht so schön ist, hat sie aber die Eigenschaften dieser jungen Frau sehr gut dargestellt: ein bisschen verwöhnt, ein bisschen stur, aber sehr offen, gut und warmherzig. Frauen empfinden in solch einer Situation leicht Sympathie. Während sie diesen Mann pflegt, der sein halbes Leben lang ihre Mutter geliebt hat und deshalb so tief verletzt ist, der nach seiner Lähmung allein und nutzlos ist, der sich in Wirklichkeit hoffnungslos fühlt - aber sich immer noch stark verhält; der natürlich nicht hässlich ist – wird ihre Sympathie zu einer Emotion gewandelt. Besonders für sie, eine gerade erwachsene Frau, ist es nicht übertrieben. Sie wollte, dass Yin wieder froh sein konnte. Sie mag ihn und liebt ihn. Und – ein Mal gewählt, nie bereut.

Aber Yin – er sollte und konnte am Anfang diese Liebe nicht akzeptieren. Aber ein bisschen Bewegung kann jeder fühlen. Wenn jemand gut zu dir ist, besonders, wenn du hilflos oder schwach bist, wie kannst du nicht ein bisschen bewegt sein? Außerdem ist sie so eine schöne, süße, junge Frau, die ab und zu kleine Intrige macht Streiche spielt, damit er ein bisschen lacht. Er mag sie, aber lieben… ist nicht so leicht. Denn er weiß, dass er zu alt für sie ist, (38 vs 19 Jahre), dass die Generationenfrage so peinlich ist, und dass er gelähmt ist. Er kann ihr die Fröhlichkeit, die in unseren Augen alltägliche Fröhlichkeit ist, nicht geben. Aber allmählich hat er bemerkt: die größte Fröhlichkeit ist die LIEBE.

In den Serien hat er aufgehört, die liebevollen Gesten von Yang zu ignorieren. Er fängt an, ein bisschen zu lächeln, ein bisschen unnatürlich zwar, aber immerhin ist er ein bisschen froher als früher. Wie kann ein guter Mensch ewig traurig und gequält sein? Er sollte den ursprünglichen Sinn des Lebens suchen und finden.

Ich glaube, Liebe zeigt sich oft in bewegenden Situationen.

Später ist er wieder gesund. Er ist wieder ein großer Xia in Jianghu. Es scheint, dass er diese Liebe akzeptieren könnte. Aber nach mehrmaligem Überlegen hat er es aufgegeben. Denn er denkt wieder viel – mehr als früher. Wenn er noch gelähmt wäre, würden die anderen noch Sympathie haben. Seit er wieder gesund ist, begegnen die anderen ihm mit Misstrauen. Sie glauben sogar, dass er nur einen Ersatz braucht.

Ich mag dieses Wort - Ersatz gar nicht. Wer tatsächlich verliebt ist, wird schon verstehen, dass niemand einen Ersatz lieben kann. Der so genannte Ersatz hat ja einige Vorteile von der(dem) Ex-Geliebte(n) und ist deshalb ein bisschen ähnlich. Aber nachdem er Yang wirklich liebte, weiß er schon, dass sie nicht eine Doppelgängerin ihrer Mutter ist, dass sie einen ganz anderen Charakter hat. Die Frau, die er liebt, ist Yang. Er hat sich in Yang verliebt.

In den Serien wurden einige Akte hinzugefügt, um zu beweisen, dass sie sich lieben und schließlich zusammen sind. Jedoch mag ich eher die andere Version der Liebesgeschichte, in der geschrieben wurde, dass Yang ihr Gedächtnis verliert und wie er sie wieder mit seiner großen Liebe und Toleranz gewinnt. Die Autorin wollte ja vielleicht beweisen, dass diese Liebe eine echte Liebe ist.

Ich glaube immer, dass Yang Buhui ein schönes Leben führen kann. Die Fröhlichkeit, die sie erhalten hat, ist nicht eine unreife verrückte Liebe der Jugendlichen, nicht eine romantische aber unstabile, sondern eine tolerante, zuverlässige, sich umeinander kümmernde und je länger desto, bessere Liebe (wie guter Chinesische Schnaps). Nur mit so einem guten Mann, der die Liebe versteht und auch dadurch verletzt wurde, kann sie eine tiefe Liebe bekommen. Sie können sozusagen Hand in Hand die Landschaft im Leben durchwandern, bis sie sehr sehr alt werden.

Vielleicht bin ich schon müde. Ich habe nie erwartet, einen zu gut aussehenden romantischen Mann zu haben, weil so ein Mann normalerweise nicht zuverlässig ist. So ein Mann wie Yin Liting schon genug. Aber dieses Verlangen ist schon anspruchsvoll. Aber das alles sind eben fiktionale Geschichte. Wer kann in der realen Welt die Wahrheit kennen? Schwer… schwer...

Ich bin auch nicht so eine Frau wie Yang Buhui. So fest entschlossen, nicht bereuend (‚Buhui’). Ich hoffe, dass ich einmal so sein kann. Hoffentlich werde ich nicht enttäuscht sein. Aber zumindest hätte ich gerne diese Erinnerung im Kopf. Immerhin zeigt es, wie ich damals gedacht habe, als ich 16 war.

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